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Bereit für die Fastenzeit?

Obwohl der eigentliche Sinn des Fastens heutzutage gar nicht mehr so bekannt ist, nutzen trotzdem viele die Chance, sich in der Fastenzeit von Lastern zu befreien – zumindest solange wie dieser Zeitraum andauert… Du möchtest die Fastenzeit nutzen, langfristig etwas an deinen Gewohnheiten zu ändern? Dann könnte dich dieser Beitrag besonders inspirieren!

Wer hat das Fasten überhaupt erfunden?

Der Begriff des Fastens bedeutet über längere Zeit gar nichts oder wenig zu essen beziehungsweise auf einzelne Lebensmittel zu verzichten. Seinen Ursprung hat das Fasten in der Religion. Es hatte vor allem mit Buße und Opfergaben zu tun. Aus dem Christentum ist vor allem die Fastenzeit vor Ostern bekannt. Traditionell wurde für 40 Tage (Sonntage ausgenommen) auf Fleisch, Eier, Milch, Fisch, Wein und Öl sowie auf Unterhaltungsangebote verzichtet. Außerdem gibt es im Christentum das sogenannte Freitagsopfer. In vielen Familien gibt es nach wie vor freitags ein fleischloses Mittagessen (meist Fischgerichte). Der Aschermittwoch und der Karfreitag sind hingegen strenge Fastentage.

Aus dem Islam kennen wir den Ramadan, wo man untertags weder isst noch trinkt und nur abends nach Sonnenuntergang ein Mahl einnehmen darf. Der 29-30 tägige Ramadan fällt jedes Jahr auf eine andere Jahreszeit, da sich die Fastenzeit nach dem islamischen Mondkalender richtet. 


Im Judentum gibt es verschiedene Fastentage, wie beispielweise Jom Kippur. Hier wird nicht wie im Christentum auf bestimmte Lebensmittel verzichtet, sondern eine einmalige Fastenperiode von 25 Stunden durchgezogen. Traditionell werden diese Stunden in der Synagoge verbracht.

Wie sieht das Fasten heute aus?

Auch heutzutage ist die Fastenzeit sehr beliebt dafür, seinen Lebensstil zu hinterfragen und bewusst auf bestimmte Lebensmittel zu verzichten. Gerade Genussmittel wie Süßigkeiten und Alkohol werden häufig aus dem Alltag verbannt. Vor allem die Diätindustrie hat sich den Fastenbegriff in den letzten Jahren zu Nutze gemacht. Ziel ist heute nicht mehr, Sünden abzulegen oder Opfer zu bringen, sondern abzunehmen beziehungsweise seinen Körper zu „reinigen“. Dass das aber eher eine Marketingstrategie der Firmen ist und in wenigen Fällen zu mehr Gesundheit verhilft, ist vielen leider nicht bewusst.
Produkte, die  „detox, entgiften oder Darm reinigen“ werben, klingen zwar toll, sind aber in vielen Fällen eher schlecht als recht. Zum einen haben wir wahnsinnig tolle Organe, die für uns Höchstleistungen erbringen und täglich entgiften – da braucht es im Normalfall keine Kur. Zum anderen ist der Gedanke, in wenigen Wochen nachzuholen, was man das ganze Jahr über „falsch“ gemacht hat, ebenfalls widersinnig. Lieber täglich was für die Darmgesundheit tun!
Auch das Ziel abzunehmen, kann mit einer Fastenkur nur bedingt erreicht werden. Denn Fasten fördert Heißhunger und den Jojo-Effekt enorm. Vor allem wenn wir uns sehr stark einschränken, wird die Lust auf Essen nur noch größer. Obwohl man anfangs relativ viel Gewicht verliert, darf man diese Veränderung auf der Waage nicht fehldeuten. Es wird nämlich hauptsächlich Wasser und Muskelmasse abgebaut. Das Fett gibt der Körper nämlich gerade bei sehr radikalen Abnehmversuchen nur sehr ungern her. Nehmen wir also Muskeln ab, so verringert sich auch der Energieverbrauch und wir werden nachher schneller wieder zunehmen. Saftkuren sind deshalb zum Abnehmen nicht geeignet, da in den Smoothies sehr viel Zucker enthalten ist, man kaum Eiweiß zu sich nimmt und die Leistungsfähigkeit im Alltag nicht gegeben ist. Bedeutet, man bewegt sich zunehmend weniger und fühlt sich kraftlos. Ein Aspekt, den wir uns ja für einen gesunden Lebensstil eigentlich nicht wünschen. Außerdem soll unser Alltag mit all dem Trubel und Stress ja weiterlaufen, den will man ja nicht ständig hangry und komplett geschwächt bestreiten – zumindest deinen Mitmenschen zu liebe nicht! 

Foto von Joanna Kosinska auf Unsplash

Wie schaut’s mit einer zuckerfreien Fastenzeit aus?

Auch eine Zucker-Challenge ist in der Fastenzeit sehr beliebt. Viele erhoffen sich davon eine Art Reset. Positiv daran ist, dass man sich den Süß-Geschmack etwas abgewöhnt und nicht mehr so viel davon braucht. So Dinge wie Zucker in Kaffee oder Tee, das ständige Naschen während der Arbeit und Verdünnsaft trinken kann man sich dadurch vielleicht sogar komplett abgewöhnen, weil man merkt, dass es nicht mehr notwendig ist. Kurze Info am Rande: Falle dabei aber bitte nicht im Falle der alternativen Süßungsmittel! Dattelsirup, Agavendicksaft oder Kokosblütenzucker sind leider keine “gesünderen” Alternativen – sie sind einfach nur a****teuer. Wenn es bei der Zucker-Challenge darum geht, sich den süßen Zahn abzugewöhnen, dann sind auch Zuckeraustauschstoffe wie Stevia, Erythrit usw. nur eine Augenauswischerei.

Es gibt jedoch einen großen Nachteil, der so einen “Zuckerverzicht” mit sich bringen kann. Denke mal bitte NICHT an einen rosaroten Elefanten! Ertappt, oder?! Wenn wir uns nämlich Süßigkeiten verbieten, so könnte das Verlangen danach noch viel viel größer werden und die Gefahr, dass wir uns nach der Fastenzeit genau daran überessen, ist einfach sehr sehr groß. Es könnte also passieren, dass du am Ostersonntag 3 Schokohasen auf einmal verschlingst. Wenn du von dir weißt, dass dir ein radikaler Verzicht unheimlich schwerfällt, dann lies dir unbedingt den nächsten Absatz durch.

Muss es denn immer weniger von etwas sein?

Natürlich kann es Sinn machen, seinen Konsum von Genussmitteln zu hinterfragen. Frage dich ganz ehrlich: “Ist es überhaupt noch Genuss für mich, die Schokolade zu essen?” Oft dienen Schokolade, Knabbereien und Co. nämlich dazu, Stress abzubauen oder Gefühle zu unterdrücken und der Genussmoment bleibt aus. Die Lösung ist jedoch nicht, diese Produkte einfach gar nicht mehr zu konsumieren, sondern sich mit dem Bedürfnis dahinter auseinanderzusetzen. Ist es eine Emotion, Stress, Gewohnheit oder sind wir mit der Hauptmahlzeit noch nicht befriedigt genug?
Vielleicht brauchen wir also sogar mehr von etwas anderem anstatt weniger von dem einen. Seine Mahlzeiten vielfältiger und bunter zu gestalten, könnte da schon der erste Schritt sein. Hat man nämlich verschiedene Konsistenzen und Geschmacksrichtungen bei einer Mahlzeit dabei, ist man danach automatisch zufriedener. Pasta mit Tomatensauce kann uns zum Beispiel gemeinsam mit einem großen Salat und Fetakäse viel besser zufriedenstellen als nur die Nudeln alleine. Außerdem kann gerade der Versuch, weniger zu essen oder eine Mahlzeit auszulassen, den Heißhunger auf Süßes fördern.
Wenn das Verlangen nach Süßem auf emotionaler Ebene liegt, dann ist es wichtig, sich mit seinen eigenen Bedürfnissen auseinanderzusetzen. Vielleicht brauchst du mehr Pausen im Alltag oder eben mehr Zeit für dich und die Dinge, die dir gut tun. Selbst 5 Minuten Zeit für Reflexion (am besten schriftlich) und Atemübungen können schon einen großen Unterschied machen. Sich dies in der Fastenzeit vorzunehmen, kann zu mehr Achtsamkeit und mehr Wohlbefinden im Alltag beitragen.
Ist es bereits zur Gewohnheit geworden, dass du am Abend vor dem Fernseher snackst? Die Fastenzeit könnte dann natürlich die Möglichkeit sein, sich das abzugewöhnen. Versuch stattdessen eine neue Gewohnheit entstehen zu lassen. Zum Beispiel, dass du dir am Abend eine Kanne Tee machst und so zur Ruhe kommst.

Foto von Shashi Chaturvedula auf Unsplash

Ernährungsunabhängige Vorsätze

Und nein, Fasten muss nicht immer etwas mit Essen zu tun haben. Genauso kannst du zum Beispiel Social Media, Fernseher, Einwegplastik oder Alkohol fasten. Am besten natürlich verknüpft mit einer neuen Gewohnheit, wie z.B. täglich in die frische Luft gehen, Meditation oder Journaling. Social Media, Fernsehen und Alkohol haben eine Gemeinsamkeit: sie lenken uns von unseren Problemen ab. Hin und wieder vielleicht keine schlechte Sache. Wenn wir uns aber auf den spirituellen Aspekt des Fastens einlassen, dann wäre genau das doch verkehrt. Wir sollten uns nämlich viel öfter mit uns selbst beschäftigen und Erlebtes verarbeiten. Nutze die Zeit also gern, dich mit deinen Zielen, Plänen, Problemen und was dich eben gerade alles beschäftigt auseinanderzusetzen. Vielleicht findest du auch in deinem Leben Dinge, die du loslassen, verändern oder akzeptieren lernen möchtest.

Hier eine Checkliste für dich, damit die Fastenzeit besser gelingen kann:

  • Das „Warum“ überlegen (was stört dich an der jetzigen Situation, was soll sich ändern?)
  • eigene Bedürfnisse erkennen – nicht etwas machen, weil es xy macht
  • ein konkretes Ziel setzen
  • Vorbereitung: Spring besser nichts ins kalte Wasser, sondern reduziere, was auch immer du reduzieren möchtest, vorher schon für 3 Tage um 50%
  • sich kleine Teilziele vornehmen und nicht zu viel von einem abverlangen
  • sich Unterstützung holen bei den Dingen, mit denen man schon länger hadert
  • Nachhaltig planen: Was genau brauche ich, um das Vorgenommene gut umzusetzen? Was mache ich, wenn es dann doch mal schwierig läuft? (anstatt gleich das Handtuch zu werfen)
  • Nachbereitung: Nach der Fastenzeit springen viele einfach zurück in alte Gewohnheiten und ärgern sich dann. Plane 1-2 Wochen Übergangszeit ein!

Fazit

Nutze die Fastenzeit, um Gewohnheiten zu hinterfragen und gegebenenfalls zu ändern, dich mehr mit deinen Bedürfnissen auseinanderzusetzen und deinem Körper das zu geben, was er braucht. Das muss nicht unbedingt was mit der Ernährung zu tun haben! Verlange nicht zu viel von dir – das wird dich nur noch mehr enttäuschen, wenn du es dann nicht schaffst. Bevor du versuchst, alles mögliche zu verändern, beschränke dich lieber auf eine Kleinigkeit – das ist besser umsetzbar als sein ganzes Leben oder Essgewohnheiten um 180° C zu drehen.  Ziel ist es ja, dass du dir von der Fastenzeit auch was mitnehmen kannst und nicht nachher einfach wieder weitermachst wie bisher.

Blog erstellt von Leonie Meil (primär) und Holly Wilkinson (sekundär)

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